Samstag, 8. September 2018
Vorbereitung und Anreise nach Bischkek
Liebe Familie, Liebe Freunde, Liebe Bekannte,
Das Abitur liegt hinter mir und nun startet ein neues Kapitel in meinem Leben. Vielen von euch habe ich schon von meinen Auslandsplänen berichtet und ich möchte mich an dieser Stelle gerne bei Allen bedanken, die mir dieses Jahr ermöglichen. Allen voran an dieser Stelle meinen Spendern, aber auch denen, welche mir in der Entscheidungsfindung mit Rat und Tat unterstützen und durch deren Hilfe ich jetzt bestärkt und voller Tatendrang von dannen ziehe.
Zunächst möchte ich euch noch einmal kurz mein Projekt vorstellen. Das nächste Jahr werde ich in Bishkek verbringen, die Hauptstadt Kirgistans. Dort werde ich einen Freiwilligendienst in in einer Schule für Kinder und Jugendliche mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung leisten. Die Kinder bei Ümüt-Nadjeschda (der Name meiner Einrichtung) sind zwischen 2 und 22 Jahren alt und haben Behinderungen verschieden Art wie: Glasknochenkrankheit, Autismus, Trisomie 21 oder auch schwere körperliche Behinderungen. Das Zentrum von Ümüt-Nadjeschda ist sehr komplex, deshalb kann ich an dieser Stelle noch nicht genau sagen, wie genau meine Arbeit dort aussieht. Ich weis aber, dass die Schule mit Musik- und Reittherapie arbeitet, so dass ich hoffe etwas in die Richtung zu machen.
Während des Jahres werde ich mir eine WG mit drei anderen Mitfreiwilligen teilen. Wir vier reisen mit der Organisation VIA e.V. . Der Verein für Interkulturellen Austausch sendet jedes Jahr viele Freiwillige in verschiede Länder. Dabei wird er von staatlichen Programmen wie westwärts unterstützt, die für uns Freiwillige 75% der Kosten übernehmen. Aber genug zum Organisatorischen.
Die Zeit meines Freiwilligendienst begann eigentlich schon am 01. August, als ich mich mit 18 anderen Freiwilligen und drei Teamern in Hamburg zum Vorbereitungsseminar traf. In einer alten Offizierskaserne verbrachten wir zwölf, meiner Meinung nach, einmalige Tage. Wir spielten Spiele, beschäftigten uns mit Kultur, diskutierten, sahen Dokumentationen und führten interessante Gespräche. Kurz um: Auf meinen Seminar wurde ich vielleicht nicht unmittelbar auf mein Gastland Kirgistan vorbereitet, aber ich lernte mich und die Anderen besser kennen. Ich habe meine Stärken kennengelernt, gelernt diese zu nutzen, gelernt, dass ein Freiwilligendienst nicht nur positive Seiten hat, sondern dass man auch kritische Punkte finden kann. Mir wurde gezeigt, wie man mit Konflikten umgeht und noch viel besser, wie man diese vermeidet. Ich habe gelernt, dass es wichtig ist am Anfang erst einmal zuzuhören und das es wichtig ist für die Menschen dort da zu sein, und nicht dort runter gehen muss, um ihnen zu helfen. Für mich war diese Seminar in Hamburg sehr wichtig, weil es mich innerlich gestärkt hat und mir dadurch auch bewusst geworden ist, Wass ich mir eigentlich davon Erhoffe.
Meine Ziele für das Jahr?
Von meinem Jahr in Kirgistan erhoffe ich mir Vieles. Eine neue Sprache und Kultur kennen zulernen. Das Land zu erleben. Ich hoffe, dass ich es durchhalte in jeder Situation offen zu bleiben. Es ist nicht unbedingt mein Ziel dort etwas zu verändern und zu Helfen, weil wir es in Deutschland andere machen, sondern ich möchte die Kirgisische Lebensweise kennenlernen, verstehen und für die Kinder von Ümüt-Nadjeschda da sein. In Hamburg ist mir bewusst geworden, dass diese Jahr vermutlich eher mir gut tut und mich weiter bringt, als die Menschen im Land, aber darum geht es ja, den Interkulturellen Austausch.
Meine Anreise
Momentan sitze ich in Istanbul auf dem Flughafen und die erste Etappe meiner Reise ist geschafft. In den letzten Wochen war ich mehrmals in Berlin, um mein Visum zu beantragen, habe versucht die ersten russischen Sätze zu lernen und habe mich nach und nach von Freunden und Verwandten verabschiedet. Bis jetzt habe ich noch nicht wirklich realisiert, dass ich für ein ganzes Jahr weg bin, aber über WhatsApp, Email…. gibt es ja immer die Möglichkeit des Kontakts nach Hause. Es war ein komisches Gefühl den Koffer für ein Jahr zu packen, ein Jahr mit Temperaturen von -25 bis 40 Grad Celsius, ein Jahr das sicherlich sehr anders wird im Vergleich zu den vorhergehenden. Erst heute Vormittag auf dem weg nach Berlin hatte ich das erste mal Bauchgribbeln, vor Nervosität oder Vorfreude? Ich weis es nicht. In Berlin habe ich mich mit meinem ersten Mitfreiwilligen getroffen, Simon. wir sitzen jetzt gemeinsam in Istanbul am Flughafen und schlagen die Zeit tot. Sechs Stunden Umsteigezeit sind ganz schön lange. Hier in Istanbul treffen wir auch noch auf Paula, mit der wir dann gemeinsam nach Bishkek weiter fliegen. Fjodor der Vierte im Bunde kommt dann ein paar Tage später nach.

Zum Schluss noch ein paar persönliche Worte. Ich möchte darauf hinweisen, dass meine Berichte natürlich subjektiv geschrieben sein werden. Es geht um meine Erfahrungen, die ich gerne mit euch teilen möchte. Natürlich werde ich versuchen niemanden zu verurteilen oder etwas zu pauschalisieren, aber garantieren kann ich dafür nicht. Ich möchte auf keinen Fall die Menschen in Kirgistan verletzen, aber werde natürlich offen darüber kommunizieren was mir passiert. Deswegen möchte ich euch bitten, nicht alles, was ich hier erzähle auf die Goldwaage zu legen und bei mir nachzufragen, bevor Missverständnisse entstehen. Ich stehe euch für Rückfragen gerne zur Verfügung. Jetzt wünsche ich euch erst einmal eine gute Zeit und melde mich wieder wenn ich mich in Bishkek ein bisschen eingelebt habe.
Eure Natalie

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